OSH Schicksalsjahr 2012 ... Notvertrag ... Protestbrief

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Regatta-Strecke OSH: Globale Achse des Rudersports. Wie lange noch?  © kienzi

 Johann Altmann ist zum Wutpolitiker geworden. „Wenn die Stadt so weitermacht, fährt sie die Olympia-Regatta-Strecke gegen die Wand!“, schäumt der Vertreter der Freien Wähler im Münchner Stadtrat, „seit sechs Jahren hat sie die Sanierung eine der erfolgreichsten Rudersportstätten der Welt verschleppt.“ In einem offenen Brief an Oberbürgermeister Christian Ude kritisiert er scharf eine „geradezu sträfliche Vernachlässigung von Aufgaben und Pflichten der Landeshauptstadt“, gegenüber den Rudervereinen sowie Steuerzahlern.

Seit dem Jahr 2005 verlangt der Freistaat Bayern ein Nutzungskonzept für die Anlage in Oberschleißheim OSH. Um sich zu finanzieren, müsste der Sportbetrieb neu und moderner aufgespurt werden. Das damit beauftragte Referat für Sport und Bildung der Stadt München war dazu allerdings nicht imstande, rügt Altmann, währenddessen „Bauunterhalt sowie Modernisierungsmaßnahmen auf ein kaum erträgliches Minimum reduziert“ wurden. Im Förderkonzept der Stadt rangiere Rudern nur noch in Kategorie C, weit hinter Schießsport, bedauert der Stadtrat.

In einem Antrag an den Oberbürgermeister und den Münchner Stadtrat im Frühjahr fragte Altmann, warum der Haushalt der Stadt den wachsenden Sanierungsbedarf nicht berücksichtige, wie groß die finanzielle Mehrbelastung durch die Verschleppung sei, wieviel der beantragbaren Fördergelder dadurch bereits verloren gegangen seien, ob der Rudersport wegen seiner Verdienste nicht in das Spitzensportkonzept der Stadt aufgenommen werden müsse.

In seiner Begründung verwies der FW-Politiker darauf, dass die Olympia-Regatta-Strecke ein weltweit renommierter Standort sei, zwei Drittel der Weltruderelite sich vor den Olympischen Spielen 2008 hier vorbereitete, die Anlage alljährlich der Schauplatz der Weltrudercups sei, sie Jahr für Jahr von bis zu 18'000 Menschen genutzt werde, allein 2011 fünf sportliche Großereignisse dort stattfanden.

Für seinen Antrag hatte der FW-Stadtrat mit seinem Parteikollegen und Landtagsabgeordneten Michael Piazolo an der Regattastrecke in OSH ausführlich recherchiert und mit Verantwortlichen sowie Sportlern gesprochen. Damit wirbelte er in der Öffentlichkeit und Presse Staub auf (s. vorangehende Berichte auf MRC-Webseite), nicht zuletzt bei den Parteien. MP-Kandidat Ude könnte aus den nächsten Landtagswahlen nur dann als Sieger hervorgehen, wenn er sich mit den Freien Wählern verbündet, derzeit drittstärkste Fraktion im Maximilaneum – das würde OSH zum Wahlkampfthema hochschießen.

Um so empörter war Altmann, als sein Antrag Ende November, wie vorhergehende einfach "abgebügelt", also unbeantwortet vertagt wurde. Das Referat für Bildung und Sport beschloss eine Art Notvertrag, der den Betrieb des Leistungszentrums in OSH für 2012 sicherstellt. Es hat allerdings die Auflage, und das ist neu: dem Stadtrat 2012 ein detailliertes Nutzungs- und Finanzierungskonzept für die erforderlichen Sanierungen und Modernisierungen vorzulegen.

Für Bernd Schuhmacher, Vorsitzender des Olympia-Regatta-Vereins in OSH, ist damit die Kuh vorerst vom Eis. "Der Stadtrat muss sich nun mit dem Thema befassen“, sagt er, deutlich erleichtert über die Zwischenlösung, doch die Lage bleibe ernst:  Wie lassen sich die Weichen in eine sichere Zukunft stellen, werden sich Privatinvestoren finden lassen, wer kommt nach dem Ausscheiden der Olympiapark München GmbH Ende 2011 als Träger in Frage, wie lässt sich der verzwickte juristische Status lösen?

Den Rudervereinen, auch dem MRC, würde Schuhmacher auf den Jahresversammlungen 2012 gerne Rede und Antwort stehen über die Lage vor Ort. Das Jahr, darin sind sich alle Akteure einig, wird das Schicksalsjahr der paradiesisch gelegenen Ruderstrecke mit dem Charme und Brösel von 40 Jahren.

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