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Impressionen aus Schleswig-Holstein

von Nordwig, Hellmuth
in Fahrtenberichte

Eine ganze Wanderfahrt in 5 Minuten - das geht! Und so war es gedacht: Jeweils zwei Teilnehmer bekamen die Aufgabe, für einen Tag so viel zu schreiben, wie man in einer Minute erzählen kann. Leider haben das nicht alle geschafft, sodass der Bericht nicht vollständig ist. Schade, viel Arbeit wäre es nicht gewesen! Aber auch so sind es interessante Impressionen, die vielleicht den einen oder anderen anregen, einmal bei einer Wanderfahrt mitzumachen. Ein besonderer Dank gilt Hartmut Digutsch, der uns als alter Kieler - und zugleich MRC-Mitglied - an den ersten drei Tagen so hervorragend betreut hat. Er hat auch dieses Foto geliefert.  

 

V. l. n. r. Romie Rutel, Ursula Breitenfellner, Bettina Odenwäller (RC Forggensee), Hellmuth Nordwig (Fahrtenleiter), Marion Griese, Vitaly Baziyan (MRSV Bayern), Maximilian Sinz, Antje Kuhnert-Sinz, Hartmut Digutsch, Dirk Sell, Ines Schröcker

30. Juli - Von Malente nach Plön

Mit dem PKW fahren wir nach Kiel in die Jugendherberge und treffen dort die weiteren Teilnehmer des MRC, die mit dem Zug angereist sind. Das Abriggern und Verladen der Ruderboote erfolgt kurzfristig am Abend beim Ersten Kieler Ruder-Club.

Am ersten Rudertag fahren wir auf unterschiedlichen Wegen (Zug bzw. mit Bootswagen) nach Malente und wollen nach Plön rudern. Aber da fehlt ja ein Steuersitz! Von findigen Ruderern wird ein brauchbarer Ersatz "gebastelt"! Zuerst der Dieksee bei 34 Grad Hitze mit anschließender Seenplatte. Will man einen See verlassen, muss man erst sehr intensiv nach der möglichen Ausfahrt im Schilf suchen.

Am folgenden Höftsee treffen wir auf einen sehr schönen Kanu Club mit einem geschichtlich interessanten Bootshaus. Und so werden die Boote mit etwas Schwierigkeit wieder zu Wasser gebracht, von dem der Fluss Schwentine nicht immer viel aufweist. Wir ziehen die Boote zu Fuß streckenweise durch das seichte Wasser, wie es vor Urzeiten die Galeerensträflinge machen mussten. Und siehe da, der Plöner See ist da. Wir können endlich wieder rudern bis Ascheberg und erreichen nach Müh und Plage im Flachwasser bald unser Tagesziel am Ufer der Stadt Plön. Übernachtung  in einem Heim der Evangelischen Kirche war nach diesem ereignisreichen Tag mit nur 13 km der absolute Luxus. Auf dem Schlossberg zu Plön ließen wir dann in einem netten Restaurant den Tag noch einmal Revue passieren bei gutem Essen und Trinken. (Antje Kuhnert-Sinz, Maximilian Sinz)

31. Juli - Von Plön nach Kiel

Natur pur und traumhaftes Wetter: Die Schwentine ist ein Urlaubsquartier. Das erleben wir am zweiten Tag der Wanderfahrt von Plön nach Kiel. Das Ablegen am Morgen ist ziemlich windig, doch nach der Einfahrt in einen kleinen See beruhigt sich das Wetter. Nicht nur Rudern, sondern auch Treideln ist hier gefragt. Auch 2 km Umfahren einer nicht passierbaren Stelle fordert uns. Dass dafür gleich ein Wagen zur Verfügung steht, zeigt zweierlei: Schleswig-Holstein ist auf Wassersportler eingestellt, und Hartmut organisiert wie immer alles bestens! Entengrütze und Seerosen begleiten uns und so viel Schilf, dass wir bei jedem See wieder die Ausfahrt in die Schwentine suchen müssen. Leider haben wir Hartmuts Säge vergessen! (Sie war für etwaige Baumstämme gedacht ...) Abends dann noch die Querung der Kieler Förde vor dem majestätischen Kreuzfahrer "Mein Schiff 1". Das Abendessen fällt aus, was nach opulentem Spätnachmittagsmahl nicht weiter schlimm ist. Vitaly würde sagen: Statistisch gesehen ein sehr schöner Tag. (Dirk Sell, Hellmuth Nordwig)

2.8. - Ruhetag

Heute ging es mit der Bahn von Kiel nach Lübeck. Ein Teil unserer Gruppe entschied sich, das Marine-Ehrenmal in Laboe zu besichtigen und erst nachmittags zu fahren. Der andere Teil machte sich gleich nach dem Frühstück auf den Weg zur wunderbar zentral gelegenen JH-Altstadt in der alten Hansestadt Lübeck, der „Stadt der sieben Türme“. Die mittelalterliche Altstadt, welche auf einer vom Fluss Trave umgebenen Insel liegt, ist ein Schmuckkästchen mit Fachwerk, Kirchtürmen, Backsteinbauten, engen Gässchen und schönen Plätzen am Wasser. Das wohl bekannteste mittelalterliche Bauwerk der Altstadt ist das Holstentor, das bis zur Wiedervereinigung auf dem 50-Mark-Schein abgebildet war. Altes Rathaus, Dom, St. Katharinenkirche, St. Petrikirche mit dem schönen Rundblick vom Turm, Buddenbrookhaus, Willy-Brandt-Haus, Günter-Grass-Museum, Kunsthalle: die Zeit reicht nicht, alles zu erkunden. Der Abend klingt gemeinsam aus im "Brauberger", einem Biergarten um die Ecke. (Ines Schröcker, Vitaly Baziyan / MRSV)

Freitag, 3.8. - Lübecker Bucht, Untertrave

Nach dem Frühstück im gemütlichen JH-Speisezimmer um 8.30 Uhr Abmarsch zum Lübecker RC von 1907, einem reinem Männerruderclub. Zu unserer Beruhigung beherbergt er auch den Lübecker Frauen-RC unter seinen Dächern. Der Wanderruderwart Norbert Pauli übergibt uns die 2 roten Vierer, „Senator Emil Possehl“ und „Hüxtertor“ sowie eine praktische keycard für die Umkleideräume.

Gegen 10 Uhr rudern wir eine ungeplante, aber schöne Ehrenrunde um die Lübecker Altstadt durch die Kanaltrave und Stadt-Trave, ehe wir den Zusammenfluß orten und durch die Untertrave vorbei an Burgtorhafen, Vorwerkerhafen und Petroleumhafen Richtung Ostsee zielen.

Nach den Industrieufern mit Schrottruinen, Containeranlagen, Zementwerken erreichen wir charmantere Abschnitte bei Gothmund, einem Fischerdorf mit Reetdachhäusern. In der Schlutuper Wiek brauchen wir eine Pause. Auf der Restaurantterrasse des Seglervereins finden wir schattige Tische mit schönem Blick auf die Wiek, der Fisch kommt frisch aus der Trave.

Blauer Himmel, kaum Wind, 38 Grad - die knapp 15 km reichen uns. Statt weiter Richtung Travemünde entlang der Steilufer von Mecklenburg-Vorpommerschern Naturschutzgebieten zu rudern, geht es zurück. Träge lassen wir den Stichkanal nach Bad Schwartau steuerbord vorbeiziehen. Träg, fließt die Trave, träge ruhen die Möwen, träge trocknen die Kormorane ihre Flügel.

Zufrieden erreichen wir nach einem heißen Tag und ca. 30 km gegen 18 Uhr den Lübecker RC. „Schmutziges Bier“ auf dem Heimweg zur JH, die Helden sind geschafft. (Ines Schröcker / Vitaly Baziyan)